Gedanken über Nietzsche

(Christian Holzapfel)


    „Wahrlich, ein Segen ist es

und kein Lästern,

wenn ich lehre:

über allen Dingen steht der

Himmel Zufall,

der Himmel Unschuld,

der Himmel Ohngefähr,

der Himmel Übermut.“


    (Also sprach Zarathustra)


    Hat nicht Nietzsche hier die Kernfrage der Menschheit gelöst, die Frage die erst in einem denkenden Gehirn entstehen kann, die Frage nach Sinn und Zweck. Das ist der Fehler der menschlichen Denkweise: Sie suchen nach Sinn und Zweck und suchen zu differenzieren. Muss denn, nur weil die Frage entstanden ist, auch die Antwort da sein?
    Nein, denn die Frage nach Zweck des Lebens, nach Zweck des Weltalls ist unsinnig.
    Die Welt hat keinen Zweck, kein Ziel und keinen höheren, über ihm stehenden Sinn. Die Welt ist da! Nicht: die Welt ist da, weil…-
    Auch ist damit die Frage nach dem Oberwert sinnlos geworden, denn in dem Augenblick, wo der Zweck schwindet, schwinden auch alle zu diesem Zweck relativen, also an sich absolute, Begriffe und werden zu Begriffen die nicht einmal zu einander relativ sind, diese Begriffe sind alle jene, die unter Gut und Böse eingeordnet wären, doch mit dem Fehlen des absoluten Oberwertes verschwinden auch diese Begriffe. Es gibt nichts das an sich Gut oder Böse wäre; das sind die Gedanken jenseits Gut und Böse.


    Således er det gode og guddommelige ikke bundet til en person uden for naturen, det faderlige er på den måde naturens eget væsen og tilhører den som denne tilhører det.
    Ligesom vi må se på værdien i livet selv, må vi se alt det, som efter menneskelige begreber skulle være bundet til en person, i naturen selv – en personlighed uden person – simpelthen Egenskaber, måske det gådefulde, som betinger eller måske er subjektiviteten.

 

Übersetzt:

  So ist das Gute und Göttliche nicht an einen Menschen außerhalb der Natur gebunden, das Väterliche ist so das eigene Wesen der Natur und gehört ihr, so wie die Natur dem väterlich Göttlichen gehört.
  So wie wir den Wert im Lebens selbst betrachten müssen, müssen wir all das sehen, was nach menschlichen Vorstellungen an eine Person gebunden ist, in der Natur selbst - eine Persönlichkeit ohne Person - einfach Eigenschaften, vielleicht das Rätselhafte, was die Subjektivität bedingt oder vielleicht ist.  


    (Sept. 1956)


    Durch diesen Verlust eines Oberwertes sind die relativen Begriffe Gut und Böse verlorengegangen, dabei haben wir aber einen anderen Oberwert gewonnen, nicht außerhalb der Welt sondern die Welt selbst, sie ist das Absolute und Gute, gleichwohl wie wir sie erfassen und erkennen. „Ist eben das nicht göttlich, dass es keine Götter gibt?“


    (Okt. 1956)